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Antioxidantien: Starke Kämpfer gegen freie Radikale

Antioxidantien sind einzigartige Moleküle, die in der Lage sind, Elektronen zu spenden und dabei ihre eigene Stabilität zu bewahren. Warum das wichtig ist? Sie spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen oxidativen Stress. Damit kann das Risiko von chronischen Krankheiten und altersbedingten Beschwerden erheblich reduziert und eingedämmt werden. Antioxidantien helfen, die Zellen vor Schäden zu schützen und tragen so zur Erhaltung der allgemeinen Gesundheit bei.

Die Top-5-Fakten zu Antioxidantien

  • Unverzichtbar gegen oxidativen Stress: Antioxidantien bekämpfen oxidativen Stress, der zahlreiche chronische und altersbedingte Krankheiten verursachen kann.
  • Zellschutz: Sie spenden Elektronen, ohne instabil zu werden, schützen dadurch Zellen vor Schäden und sind für die Gesundheit essentiell.
  • Vielfältige Herkunft: Neben körpereigener Produktion benötigen wir Antioxidantien aus der Nahrung, besonders Vitamin C und E aus beispielsweise Obst und Gemüse.
  • Prävention von Krankheiten: Eine Antioxidantien-reiche Ernährung kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, neurodegenerative Störungen und Krebs reduzieren.
  • Risiko der Überdosierung: Obwohl vorteilhaft, kann eine übermäßige Einnahme bestimmter Antioxidantien wie Vitamin C oder ß-Carotin schädlich sein.

Antioxidantien – was ist das?

Antioxidantien „wirken“ gegen Oxidationsprozesse. Das bedeutet, dass sie gegen oxidativen Stress (siehe Absatz „Was ist oxidativer Stress?“) der Körperzellen vorgehen können. Dieser entsteht, wenn in einem Organismus die Balance zwischen freien Radikalen und Antioxidantien gestört ist. Freie Radikale sind Moleküle oder Atome, die ein oder mehrere ungepaarte Elektronen besitzen, wodurch sie extrem reaktiv und instabil werden. Sie versuchen, den Elektronen-Mangel auszugleichen, indem sie anderen Molekülen „ein Elektron stibitzen“, was diese Strukturen wiederum instabil macht und negative gesundheitliche Auswirkungen haben kann.

Der menschliche Körper produziert eine Vielzahl von Antioxidantien selbst, um sich gegen die kontinuierliche und unvermeidliche Exposition gegenüber verschiedener freier Radikale zu schützen. Dennoch sind wir auf die Zufuhr bestimmter Antioxidantien, insbesondere Vitamin C und E, angewiesen, da unser Körper diese nicht selbst synthetisieren kann1. Viele Lebensmittel, insbesondere solche auf pflanzlicher Basis, sind reich an redoxaktiven Antioxidantien. Der Konsum dieser Lebensmittel kann zu gesundem Altern beitragen und das Risiko für chronische degenerative Krankheiten reduzieren. Dieser Ansatz stützt sich auf die Erkenntnis, dass Oxidation durch reaktive Sauerstoffspezies (ROS) schädliche Veränderungen in wichtigen Biomolekülen verursacht, und dass Antioxidantien diesen Veränderungen entgegenwirken, wodurch sie den oxidativen Stress reduzieren, der mit sonst einem erhöhten Alterungsrisiko verbunden ist1.

Freie Radikale vs. reaktive Sauerstoffspezies

Reaktive Sauerstoffspezies und freie Radikale sind eng miteinander verbunden, aber sie sind nicht genau dasselbe. Freie Radikale, zu denen reaktive Sauerstoff- (ROS) und Stickstoffspezies (RNS) gehören, entstehen durch körpereigene Prozesse oder durch äußere Faktoren. Diese Radikale können wesentliche biologische Moleküle wie DNA, Lipide und Proteine negativ beeinflussen und so den normalen Redoxstatus verändern, was zu erhöhtem oxidativem Stress und damit einhergehenden gesundheitlichen Risiken führt2. Kurz gesagt, ROS sind eine Untergruppe der freien Radikale, die speziell Sauerstoff enthalten. Freie Radikale können dagegen eine breitere Palette von Elementen umfassen.

Wie freie Radikale entstehen

Freie Radikale und andere Oxidantien wie reaktive Sauerstoff- (ROS) und Stickstoffspezies (RNS) spielen eine entscheidende Rolle in verschiedenen physiologischen Zuständen und sind an zahlreichen Krankheiten beteiligt. Diese Radikale entstehen durch …

interne/endogene Prozesse in Körperzellen, beispielsweise in Mitochondrien und peroxisomalen Strukturen (=Zell-Strukturen, die eine wesentliche Rolle im Stoffwechsel, insbesondere im Fettstoffwechsel und in der Entgiftung von reaktiven Sauerstoffspezies innehaben)

oder durch

externe/exogene Faktoren wie

  • Umweltverschmutzung
  • Alkohol
  • Tabakrauch
  • bestimmte Medikamente

Erhöhter oxidativer Stress kann unter anderem zu folgenden Erkrankungen führen:

Reaktive Sauerstoffspezies (ROS) sind Sauerstoff enthaltende Moleküle, die aufgrund ihrer ungepaarten Elektronen sehr reaktiv sind. Zu ihnen gehören verschiedene Radikale, wie Superoxidanionen und Hydroxylradikale, die üblicherweise in kleinen Mengen während zellulärer Vorgänge, beispielsweise in Leberzellen, entstehen. ROS fungieren als Signalmoleküle, die bei Prozessen wie Zelldifferenzierung, Alterung, Muskelkontraktion und Regulation des Gefäßtonus eine Rolle spielen und auch bakterizide Eigenschaften haben. Faktoren wie UV-Strahlung oder Stress können ihre Produktion steigern. Ein ausgewogenes Verhältnis von Produktion und Abbau von ROS ist für die Gesundheit wesentlich. Ein Übermaß an ROS führt zu oxidativem Stress, der molekulare Schäden verursachen und Krankheiten, besonders im Herz-Kreislauf- und Nervensystem, begünstigen kann3.

Was ist oxidativer Stress?

Der Begriff „Stress“ wurde in der Physik seit 1658 verwendet und erstmals 1936 von Sir Hans Selye in der Biologie eingeführt. Stress wird heutzutage als Prozess veränderter biochemischer Homöostase (= „Gleichgewicht“; ein Prozess, durch den ein stabiler innerer Zustand im Körper aufrechterhalten wird) definiert, der durch verschiedene Stressfaktoren ausgelöst wird. Stressoren können psychologischer, physiologischer oder umweltbedingter Natur sein und aktivieren die neurohormonellen Mechanismen des Körpers zur Aufrechterhaltung der Homöostase. Die Reaktion des Körpers auf Stress beeinflusst Wachstum, Gesundheit und Produktivität. Anhaltender, intensiver Stress kann unter anderem in negativen Energiebilanzen und erhöhter Krankheitsanfälligkeit resultieren4.

„Oxidativer Stress“ wiederum wird als das Ungleichgewicht zwischen der Produktion und Eliminierung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) definiert, bei dem die Erzeugung überwiegt und dadurch die Zellphysiologie beeinträchtigt5.

Oxidativer Stress als Krankmacher

Die Oxidation kann wie bereits erwähnt zu Zellschäden an verschiedenen Körperstrukturen führen. Beispielsweise führt die Lipidperoxidation (= Lipide in Zellmembranen werden angegriffen und oxidieren, was zu Zellschäden und Funktionsverlust führen kann) zur Bildung schädlicher Verbindungen wie Malondialdehyd, und oxidativer Stress kann Proteine so verändern, dass sie ihre Funktionen verlieren, die DNA kann Schäden nehmen. Diese Art von Zellschädigung ist mit verschiedenen Krankheiten, einschließlich Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen, verbunden.

Um diesen Schäden entgegenzuwirken, setzt der Körper auf ein System aus Antioxidantien, die in enzymatische und nicht-enzymatische, endogene und exogene sowie in wasser- und fettlösliche Antioxidantien unterteilt werden können. Primäre Antioxidantien agieren als Radikalfänger, während sekundäre Antioxidantien auf unterschiedliche Weise Schutz bieten. Das Gleichgewicht zwischen diesen antioxidativen und prooxidativen Prozessen ist entscheidend für die Erhaltung der zellulären Gesundheit6.

Ernährungsbedingte oxidative Stressquellen

In den letzten 30 Jahren hat sich zunehmend gezeigt, dass sowohl eine unzureichende Ernährung, etwa durch Eiweiß-, Selen- und Zinkmangel, als auch eine übermäßige Aufnahme bestimmter Nährstoffe wie Eisen und Vitamin C zur Oxidation von Biomolekülen und damit zu Zellschäden führen kann. Ein Großteil der wissenschaftlichen Literatur unterstützt die Ansicht, dass Antioxidantien in der Nahrung als wirksame Schutzmittel gegen Schäden durch Strahlung dienen und eine wichtige Rolle bei der Prävention einer Vielzahl von menschlichen Krankheiten spielen, darunter Krebs, Atherosklerose, Schlaganfall, rheumatodie Arthritis, neurodegenerativ Erkrankungen und Diabetes (siehe Absatz „Wirkungen von Antioxidantien“)7.

Ernährung als Risikofaktor

Eine Ernährung, die reich an Kohlenhydraten, tierischen Proteinen und übermäßigem Fett ist, kann zu oxidativem Stress beitragen, der wiederum das Risiko für Fettleibigkeit und damit verbundene Krankheiten wie Stoffwechselerkrankungen, Diabeteskomplikationen und Krebs erhöht.

Ernährungsempfehlungen

Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass eine ausgewogene Ernährung mit entzündungshemmenden Nahrungsquellen wie Vollkornprodukte, Nüsse, Obst und Gemüse die Entwicklung dieser Krankheiten verzögern können8. Zudem kann die vermehrte Aufnahme ungesättigter Fette statt gesättigter, sowie eine moderate Kalorienaufnahme zur Vorbeugung und Behandlung von Fettleibigkeit und Stoffwechselstörungen beitragen8.

Liste wichtiger Antioxidantien – welche Antioxidantien gibt es?

Es gibt unzählige verschiedene als antioxidativ geltende Stoffe und Substanzen in der Natur. Einige der bedeutendsten sind in der folgenden, nicht abschließenden, Übersicht aufgeführt:

Endogene Antioxidantien:

Einige wichtige Antioxidantien kann der Körper selbst herstellen. Sie sind Teil der natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers gegen oxidativen Stress. Dazu gehören9:

  1. Superoxid-Dismutase (SOD): Enzym, das das Superoxidanion in Wasserstoffperoxid und Sauerstoff umwandelt.
  2. Katalase: Enzym, das Wasserstoffperoxid in Wasser und Sauerstoff umwandelt.
  3. Glutathion-Peroxidase: Enzym, das Wasserstoffperoxid und organische Peroxide reduziert.
  4. Glutathion: Ein Tripeptid, das bei der Reduktion von Peroxiden und dem Regenerieren anderer Antioxidantien eine Rolle spielt.
  5. Coenzym Q10 (Ubichinon): Ein vitaminähnlicher Stoff, der starke antioxidative Eigenschaften hat.

Exogene Antioxidantien

Exogene Antioxidantien müssen mit der Nahrung aus Obst, Gemüse sowie Getreide aufgenommen werden, da der Körper sie nicht selbst herstellen kann. Hierzu zählen beispielsweise9:

  1. Vitamine: Vitamin C, Vitamin E
  2. Spurenelemente: Zink, Selen
  3. Carotinoide: B-Carotin, Lycopin, Lutein, Zeaxanthin
  4. Phenolsäuren: Chlorogensäure, Gallussäure, Kaffeesäure, usw.
  5. Flavonole: z. B. Quercetin, Kaempferol, Myrizetin, Proanthocyanidine und Catechine
  6. Anthocyanidine: Cyanidin und Pelagonidin
  7. Isoflavone: Genistein, Daidzein und Glycitein

Phenolische Verbindungen spielen aufgrund ihrer hohen antioxidativen Kapazität eine wichtige Rolle für den gesundheitlichen Nutzen. Getreide wie Weizen-, Mais-, Reis-, Gersten-, Sorghum-, Roggen-, Hafer- und Hirseextrakten beinhalten eine Reihe von Phytochemikalien, darunter Phenole, Flavonoide, Anthocyane usw. Die sekundären Pflanzenstoffe von Getreide weisen eine signifikante antioxidative Aktivität auf. So wird dem Verzehr von Vollkorngetreide aufgrund des Beitrags der phenolischen Verbindungen ein erheblicher gesundheitlicher Nutzen bei der Vorbeugung von chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs zugeschrieben. Darüber hinaus werden Extrakte aus Getreidekleie als Quelle natürlicher Antioxidantien verwendet10.

Wirkungen von Antioxidantien

Umfang- und zahlreiche Forschungen liefern Anhaltspunkte für mögliche therapeutische Potenziale von Antioxidantien bei einigen der am häufigsten vorkommenden Erkrankungen:

Alzheimer

Alzheimer ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die vor allem durch Gedächtnisverlust und kognitive Beeinträchtigungen gekennzeichnet ist. Sie entsteht durch den Abbau und Tod von Neuronen im Gehirn. Zu den Schlüsselfaktoren für die Entwicklung von Alzheimer gehören die Anhäufung von Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Protein-Fibrillen im Gehirn, die zu einer Beeinträchtigung der neuronalen Funktion und Kommunikation führen.

Oxidativer Stress spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Alzheimer-Krankheit, einer schwerwiegenden Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Das Gehirn, insbesondere die Neuronen mit ihren Lipiden, Proteinen und Nukleinsäuren, ist besonders anfällig für oxidativen Stress. Dieser wird bei Alzheimer durch eine Reihe von Faktoren verstärkt, darunter mitochondriale Dysfunktion, erhöhte Metallwerte, Entzündungen und die Anhäufung von β-Amyloid (Aβ)-Peptiden. Oxidativer Stress fördert die Entwicklung von Alzheimer, indem er die Ablagerung von Aβ, die Hyperphosphorylierung von Tau-Proteinen und den daraus resultierenden Verlust von Synapsen und Neuronen begünstigt. Diese Erkenntnisse weisen darauf hin, dass oxidativer Stress ein zentraler Bestandteil des Krankheitsprozesses ist und legen nahe, dass Antioxidantien möglicherweise eine Rolle in der Behandlung von Alzheimer spielen könnten11.

Quercetin ist ein Flavonoid mit bemerkenswerten pharmakologischen Wirkungen und vielversprechendem therapeutischen Potenzial. Es ist in Pflanzen weit verbreitet und in der täglichen Ernährung vor allem in Obst und Gemüse zu finden. In mehreren In-vitro-Studien wurde über die neuroprotektive Wirkung von Quercetin berichtet. Es hat sich gezeigt, dass es die Neuronen vor oxidativen Schäden schützt und gleichzeitig die Lipidperoxidation reduziert. Zusätzlich zu seinen antioxidativen Eigenschaften hemmt es die Fibrillenbildung von Amyloid-β-Proteinen und wirkt so der Zelllyse (= Zellen werden durch äußere Faktoren beschädigt und ihr Inhalt wird freigesetzt) und den Entzündungskaskaden (= biochemischen Ereignissen, die eine Entzündungsreaktion auslösen und verstärken können) entgegen12.

► Basierend auf In-vitro- und Tierstudien wurden natürliche Antioxidantien wie Resveratrol, Curcumin und Acetyl-L-Carnitin zunehmend als potenzielle Behandlungsmöglichkeiten für Alzheimer diskutiert. Es gibt eine steigende Anzahl an Forschungsarbeiten, die die positive Wirkung von primären Antioxidantien wie Polyphenolen und sekundären Antioxidantien wie Acetylcarnitin bei der Reduzierung oder Verhinderung des Neuronensterbens belegen13.

► In einer weiteren Studie zeigten antioxidative Substanzen ebenfalls eine Wirkung gegen die Bildung von Amyloiden. Einige dieser Antioxidantien sind gut verträglich und können mit geringen Nebenwirkungen als Nahrungsergänzungsmittel zur Behandlung von Demenz eingesetzt werden14.

Krebs

ROS bedingen zelluläres Ungleichgewicht und steht in Verbindung mit Krebsentwicklung, indem er genetische Mutationen und Signalwege wie AP-1 und NF-κB beeinflusst, die Zellwachstum und Krebsentstehung regulieren. Antioxidantien wie L-Cystein, N-Acetylcystein und Vitamin E können diese Prozesse hemmen, indem sie unter anderem die Proliferation unterdrücken und die Apoptose (= programmierter Zelltod) fördern. Sie haben zudem präventive Effekte gegen Krebs, indem sie unter anderem das Immunsystem stärken und die Bildung schädlicher Verbindungen hemmen. Antioxidantien können auch die Nebenwirkungen von Krebstherapien wie Chemotherapie und Strahlentherapie mildern und zur Verbesserung der Behandlungswirksamkeit beitragen15.

Rheumatoide Arthritis

Rheumatoide Arthritis ist eine chronische Autoimmunerkrankung, charakterisiert durch progressive, erosive Gelenkentzündungen (= fortlaufende und verschlechternde Form der Gelenkentzündung). Ihre Pathogenese ist eng mit oxidativem Stress durch freie Radikale verknüpft, der Lipidperoxidation und Schädigungen wie Veränderungen von Lipoproteinen niedriger Dichte, Inaktivierung von Alpha-1-Protease-Inhibitoren und DNA-Schäden verursacht. Patienten zeigen häufig verringerte Glutathion- und Gesamtthiol-Konzentrationen. Exogene Antioxidantien, einschließlich Vitamine, können als Ergänzung zur herkömmlichen Therapie Entzündungen und oxidative Schäden reduzieren. Studien deuten darauf hin, dass eine Ernährung reich an bestimmten Mikronährstoffen und Antioxidantien präventiv wirken könnte15.

Atherosklerose

Atherosklerose ist eine chronische Erkrankung der Arterien, die durch die Anhaftung von Plaques (= Ansammlungen) in den Blutgefäßen gekennzeichnet ist. Diese Plaques bestehen aus Lipiden, Cholesterin, Kalzium und anderen Substanzen aus dem Blut. Mit der Zeit führen sie zur Verhärtung und Verengung der Arterien, was den Blutfluss behindert und das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.

Atherosklerose wird heute als eine chronische Entzündungskrankheit betrachtet, bei der oxidativer Stress eine zentrale Rolle spielt. ROS sind zwar wichtig für die Regulierung verschiedener Zellfunktionen und biologischer Prozesse und essentiell für die Aufrechterhaltung der vaskulären Homöostase. Eine unkontrollierte Produktion von ROS kann jedoch zu Gefäßschäden führen16.

Osteoporose Osteoporose ist eine Knochenerkrankung, die durch eine Verringerung der Knochendichte und eine Verschlechterung der Knochenstruktur gekennzeichnet ist, was die Knochen schwach und anfällig für Brüche macht. Diese Erkrankung tritt häufig im höheren Lebensalter auf und wird durch Faktoren wie Hormonveränderungen, Mangel an Kalzium und Vitamin D sowie geringe körperliche Aktivität begünstigt. Osteoporose kann lange Zeit unbemerkt bleiben, bis sie sich durch Knochenbrüche, insbesondere in der Hüfte, Wirbelsäule und den Handgelenken, manifestiert.

Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass natürliche Antioxidantien in der Ernährung effektiv die schädlichen Auswirkungen von oxidativem Stress (OS) auf den Knochenumbau und Osteozyten (= Knochenzellen) reduzieren können. Diese Erkenntnisse legen nahe, Antioxidantien in neue therapeutische Ansätze zur Prävention und Behandlung von Osteoporose und anderen durch oxidativen Stress bedingten Knochenerkrankungen einzubeziehen. Substanzen wie Anthocyane, Resveratrol, Lycopin, Oleuropein sowie bestimmte Vitamine und Thiol-Antioxidantien (= schwefelhaltige, antioxidative Verbindungen wie Glutathion und N-Acetylcystein) könnten dabei sowohl schützende als auch therapeutische Effekte gegen Osteoporose bieten17.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind komplexe Erkrankungen mit vielfältigen pathophysiologischen Mechanismen, wobei oxidativer Stress als eine der Hauptursachen betrachtet wird. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit führend in der Todesursachenstatistik, und viele dieser Krankheiten werden durch oxidativen Stress verschlimmert. Erhöhte ROS-Niveaus können zu einer verringerten Verfügbarkeit von Stickstoffmonoxid führen, was Vasokonstriktion (= Gefäßverengung) und Bluthochdruck verursacht. ROS beeinträchtigen auch die Kalziumverarbeitung im Herzmuskel, was Herzrhythmusstörungen begünstigt, und verstärken das kardiale Remodeling (= strukturelle und funktionelle Veränderung des Herzens), was zu Hypertrophie (= Vergrößerung von Zellen und Geweben) und Apoptose führen kann. Darüber hinaus fördern ROS die Entstehung von atherosklerotischen Plaques18.

Antioxidantien können eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen. Sie können auf verschiedene Weise wirken, von der Reduzierung oxidativen Stresses und von Entzündungen bis hin zur Beeinflussung der autonomen adrenergen Reaktion (= Erhöhung der Herzfrequenz, Erweiterung der Atemwege, Erhöhung des Blutdrucks und eine gesteigerte Blutzuckerfreisetzung) und Verbesserung der Endothelfunktion19.

Lungenerkrankungen

Chronische Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD sind teils durch Oxidations-/Antioxidantien-Ungleichgewicht bedingt. Faktoren wie Luftverschmutzung und Rauchen fördern die Bildung schädlicher freier Radikale. Antioxidantien wie Vitamin E, C, Selen und Knoblauchöl haben sich als ergänzende Behandlungsmethoden erwiesen, indem sie Asthmaanfälle reduzieren und Entzündungen hemmen. Niedrige Aufnahme von Vitamin C und anderen Antioxidantien ist mit einem erhöhten Asthmarisiko verbunden. Thiol-Antioxidantien und Nahrungspolyphenole wie Curcumin können bei COPD helfen. Der Einsatz von Antioxidantien zeigt positive Auswirkungen auf die Behandlung von Lungenerkrankungen15.

Augenerkrankungen

Das Auge ist besonders anfällig für oxidative Schäden durch Licht, Giftstoffe wie Rauch, Luftsauerstoff und mechanischen Abrieb. Oxidativer Stress wird als Hauptursache für Augenkrankheiten wie Katarakte, Glaukom und Makuladegeneration angesehen. Die Theorie, dass freie Radikale Alterung und altersbedingte Krankheiten durch Anhäufung von Zellschäden verursachen, steht im Zusammenhang mit der Ätiologie von Augenkrankheiten. UV-Licht erhöht die ROS-Produktion, und die Umwandlung von Lichtenergie in Nervenimpulse in den Photorezeptoren erzeugt zusätzliche freie Radikale. Proteine in der Linse erleiden zudem umfangreiche oxidative Schäden und diverse Stoffwechselprozesse in den Augen-Linsen werden beeinträchtigt.

GUT ZU WISSEN

In den Photorezeptoren des Auges, den Stäbchen und Zapfen, wird Lichtenergie in elektrische Signale umgewandelt, ein Prozess, der als Phototransduktion bekannt ist. Dabei verändern die Photopigmente in den Photorezeptorzellen ihre Struktur in Reaktion auf Licht, was zu einer Kaskade biochemischer Ereignisse führt, die schließlich elektrische Nervenimpulse erzeugen, die an das Gehirn weitergeleitet werden.

Antioxidantien wie Vitamin E, Retinol und Carotinoide haben sich als vorteilhaft bei der Behandlung von Augenerkrankungen erwiesen. Vitamin E kann beispielsweise Kataraktbildung umkehren. Lutein und Zeaxanthin senken laut Studien das Risiko altersbedingter Makuladegeneration15.

(Haut-)Alterung

Oxidativer Stress kann zu beschleunigtem Altern führen. Exogene Antioxidantien, eine Antioxidantien-reiche Ernährung und körperliche Übungen können die antioxidative Kapazität erhöhen und die Lebensspanne verlängern. Antioxidantien wie N-Acetylcystein, Vitamine C und E haben positive Wirkungen auf die Hautalterung und können bestimmte altersbedingte Krankheiten beeinflussen15.

Eine Studie hat eine positive Beziehung zwischen der Konzentration bestimmter Antioxidantien in Geweben und der Lebensdauer von Säugetieren aufgezeigt. Zu diesen Antioxidantien zählen Superoxid-Dismutase, Carotinoide, α-Tocopherol (Vitamin E) und Harnsäure. Es wurde außerdem festgestellt, dass eine höhere Resistenz von Geweben gegen spontane Autoxidation und ein geringeres Ausmaß an oxidativen DNA-Schäden mit einer längeren Lebensdauer bei Säugetieren zusammenhängen. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass Oxyradikale eine Rolle im Alterungsprozess spielen könnten und der Antioxidantien-Status eines Individuums für die Vorbeugung altersbedingter Krankheiten und die allgemeine Gesundheitserhaltung wichtig sein könnte20.

Oxidativer Stress spielt überdies eine wichtige Rolle bei Hautveränderungen, die oft durch UV-Strahlung und den natürlichen Alterungsprozess verursacht werden. Der Einsatz bestimmter Antioxidantien, darunter Ascorbinsäure (Vitamin C), Tocopherole (Vitamin E) und Polyphenole, kann effektiv sein, um die Haut resistenter gegen oxidativen Stress zu machen und Hautalterungsprozesse zu verzögern oder zu verbessern21.

Nebenwirkungen und Risiken

Unser Körper nutzt endogene Antioxidantien zusammen mit exogenen Antioxidantien, um das Redoxgleichgewicht aufrechtzuerhalten. Jedoch können hohe Konzentrationen isolierter Antioxidantien aufgrund ihrer prooxidativen Wirkung toxisch sein. Natürliche und diätetische Antioxidantien sind für die Prävention und Behandlung bestimmter Krankheiten nützlich, aber ihre übermäßige Einnahme kann schädlich sein, beispielsweise können hohe Dosen von Vitamin C – 3000 mg/d über mehrere Tage – zu Nierensteinen führen. Es gibt Hinweise darauf, dass eine hohe Aufnahme bestimmter Antioxidantien wie β-Carotin das Risiko für Schlaganfälle und kardiovaskuläre Todesfälle erhöhen und bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko steigern kann. Synthetische Antioxidantien wie BHT und BHA können in hohen Dosen toxische Wirkungen haben15.

BHT (Butylhydroxytoluol) und BHA (Butylhydroxyanisol) sind chemische Verbindungen, die als Antioxidantien in der Lebensmittelindustrie und in anderen Produkten verwendet werden, um die Haltbarkeit von Lebensmitteln und Produkten zu verlängern.

Antioxidantien zusammengefasst

Die Welt der Antioxidantien ist vielfältig und komplex, doch ihre Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Gesundheit und Vorbeugung von Krankheiten ist unbestreitbar. Obwohl unser Körper selbst eine Reihe von Antioxidantien produziert, ist die Zufuhr durch Nahrungsmittel entscheidend, um einen optimalen Schutz gegen freie Radikale und die damit verbundenen gesundheitlichen Herausforderungen zu gewährleisten. Gleichzeitig müssen wir uns jedoch der potenziellen Risiken einer Überdosierung bewusst sein und einen ausgewogenen Ansatz in der Nutzung dieser kraftvollen Moleküle verfolgen. Insgesamt tragen Antioxidantien wesentlich zu unserer allgemeinen Gesundheit bei und sind ein Schlüsselelement für ein langes und gesundes Leben.

Häufige Fragen zu Antioxidantien

Wo sind die meisten Antioxidantien drin?

Die meisten Antioxidantien finden sich gemäß Angaben der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) in frischen Früchten und Gemüsen, insbesondere in Beeren (wie Blaubeeren und Erdbeeren), dunkelgrünem Blattgemüse (wie Chia-Samen und Flachsamen) und Bohnen. Andere gute Quellen sind Gewürze und Kräuter (wie Kurkuma und Oregano), dunkle Schokolade und grüner Tee.

Für was sind Antioxidantien gut?

Antioxidantien schützen die Zellen vor Schäden durch freie Radikale, die eine Rolle bei Alterungsprozessen und der Entwicklung von Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bestimmten Krebsarten und neurodegenerativen Erkrankungen spielen können. Sie tragen zur Stärkung des Immunsystems bei und können die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden unterstützen.

Was ist das stärkste Antioxidans der Welt?

Es gibt keine einzelne Substanz, die als „das stärkste Antioxidans der Welt“ bezeichnet werden kann, da die Wirksamkeit von Antioxidantien von vielen Faktoren abhängt, einschließlich ihrer Aufnahme und Verarbeitung im Körper. Jedoch werden häufig Astaxanthin (ein Carotinoid, das in Algen und bestimmten Meeresfrüchten vorkommt), Glutathion (ein in Zellen vorkommendes Molekül) und Hydroxytyrosol (ein Polyphenol, das in Olivenöl enthalten ist) aufgrund ihrer starken antioxidativen Eigenschaften hervorgehoben.

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